Was sich ältere Arbeitnehmer wünschen
Ältere Beschäftigte vom vorzeitigen Ruhestand abzuhalten oder gar über den Renteneintritt hinaus zu beschäftigen kann Betrieben dabei helfen, den Fachkräftemangel besser zu bestehen. Eine Umfrage zeigt, was dafür nötig ist.
Der Gesundheitsreport 2024 der Techniker Krankenkasse (TK) hat sich mit der Frage beschäftigt, wie Menschen jenseits der 50 im Betrieb gehalten werden können. Denn der Fachkräftemangel speist sich in hohem Maße aus zwei Quellen: Es kommen zu wenig Junge nach, eine Folge der demographischen Entwicklung einerseits und der zu geringen Integration von Zuwanderern in den Arbeitsmarkt andererseits. Und zweitens aus einer hohen Zahl an älteren Beschäftigten, die bald in Rente gehen. Verschärft davon, dass viele über 50 aus der Boomer-Generation ihr Leben über gut verdient und ordentlich in die Rentenkasse eingezahlt haben und daher nun einer hohen Rente entgegensehen – da denkt sich mancher, dass ein paar Jahre früher in Rente die Abzüge locker kompensieren und auch die verminderte Rente noch einen angenehmen Ruhestand ermöglicht. In der TK-Befragung sagen immerhin 36,3 Prozent der Frauen und 47,8 Prozent der Männer, dass sie es sich leisten können, vor dem gesetzlichen Renteneintrittsalter auszuscheiden.
Paradoxerweise ist aber die Generation 50+ heute oft viel fitter als ihre Eltern oder gar Großeltern im gleichen Alter und könnte von daher sicher noch einige Jahre arbeiten. In der Studie bezeichneten fast 75 Prozent der Befragten ihren Gesundheitszustand als „gut“, „sehr gut“ oder gar „ausgezeichnet“. Damit sie auch tatsächlich länger im Job bleiben, müssen sich Arbeitgeber allerdings ins Zeug legen. Laut der TK-Befragung sind insbesondere Maßnahmen zur flexibleren Arbeitsgestaltung wie „Anpassung der Arbeitszeit an individuelle Bedürfnisse“ (73,7 Prozent) und „Unterstützung, den Renteneintritt individuell zu gestalten“ (70,3 Prozent) für die Generation 50+ besonders wichtig. Für den TK-Gesundheitsreport 2024 wurden im Januar 2024 bundesweit 1.021 Beschäftigte ab 50 Jahren sowie 311 Arbeitgeber zu den Themen Renteneintritt sowie Wünsche und Angebote der Arbeitgeber zur Bindung der Beschäftigten an den Betrieb befragt. Demnach können auch ein höheres Gehalt (66,5 Prozent), die Möglichkeit zwischen Teil- und Vollzeit zu wechseln (64 Prozent) und gesundheitsfördernde Maßnahmen (60 Prozent) Beschäftigte dazu motivieren, länger zu arbeiten.
Scheinbar haben aber viele Unternehmen den Schuss noch immer nicht gehört: Fast ein Drittel der befragten Betriebe messen aktuell der Bindung Älterer keine oder nur eine geringe Bedeutung zu. In den kommenden drei Jahren sehen immer noch fast ein Viertel hier keine oder keine größere Bedeutung. Die drei am häufigsten gewünschten Angebote für einen späteren Rentenbeginn (Anpassung der Arbeitszeit, Unterstützung beim Renteneintritt und höheres Gehalt) bietet nur ein geringer Anteil der Betriebe (38 bis 57 Prozent).