Was Betriebe tun können, um ältere Fachkräfte erfolgreich zu beschäftigen
Der Fachkräftemangel verschärft sich, viele Betriebe suchen händeringend nach Personal. Da werden auch ältere Beschäftigte in den Blick genommen, die früher gerne aussortiert wurden. Natürlich ist gerade in Berufen mit hoher körperlicher Belastung, wie sie auch in der Landwirtschaft zu finden sind, bei älteren Beschäftigten die Leistungsfähigkeit oft geringer. Aber Ältere haben ihre eigenen Lösungswege, die ebenso gut funktionieren. Und in den Bereichen auch in der Agrarwirtschaft, in denen die körperliche Leistungsfähigkeit nicht im Vordergrund steht, hat dieses Argument noch nie viel Sinn gehabt. Betriebe, die ihre Personalstrategie auch auf Ältere ausrichten wollen, sollten aber einiges bedenken, um erfolgreich zu sein. Das Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA), dass vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz initiiert wurde und vom Institut der deutschen Wirtschaft e. V. organisiert wird, unterstützt kleine und mittlere Unternehmen dabei, Fachkräfte zu finden, zu binden und zu qualifizieren. In der KOFA-Studie „Ältere am Arbeitsmarkt“ finden sich konkrete Handlungsempfehlungen.
Rekrutieren oder Halten?
Zuerst sollten Betriebe sich überlegen, welche Strategie sie verfolgen wollen. Es ist sinnvoll, die Altersstruktur der vorhandenen Belegschaft zu ermitteln und wie hoch der Anteil jener ist, die in näherer Zukunft in den Ruhestand gehen können. Ist er hoch, leitet sich daraus ein hoher Handlungsdruck ab. Zudem eröffnet das Wissen die Möglichkeit, die älteren Beschäftigten gezielt anzusprechen und an den Betrieb zu binden – möglicherweise sogar über die Rente hinaus. Wenn gezielt Ältere rekrutiert werden sollen, leiten sich aus der Entscheidung natürlich Konsequenzen ab – beispielsweise bei der Entscheidung, wo nach Beschäftigten gesucht wird. Um Menschen über 50 anzusprechen sind klassische Medien der bessere Weg als Social Media. Wenn soziale Netzwerke genutzt werden sollen, dann eher Facebook als Snapchat oder TikTok. Und natürlich ist es sinnvoll, die eigenen Botschaften anzupassen, also beispielsweise Best Ager in den Bildern von Stellenanzeigen abzubilden und nicht nur junge Menschen.
Beschäftigte halten, indem ihre Bedürfnisse berücksichtigt werden
Um die Zahl der Abgänge in die Rente zu reduzieren sollten Betriebe sich auch mit den Rahmenbedingungen beschäftigen, in denen Ältere arbeiten. Wer seit 30 oder 35 Jahren an 38 oder 40 Stunden in der Woche mit Agrarerzeugnissen handelt, Gemüse oder Obst anbaut oder Landmaschinen repariert, der/die möchte oft nicht unbedingt komplett aufhören, sondern weniger arbeiten. So gibt es beispielsweise Studien, nach denen Großmütter oft ihre Arbeitszeit reduzieren, um mehr Zeit für Enkel und Unterstützung der Kinder zu haben. Erlaubt der Betrieb eine Arbeitszeitreduzierung, ermöglicht er flexibleres Arbeiten oder die Nutzung des Homeoffice, so lassen sich möglicherweise Beschäftigte halten, die ohne diese Optionen den (Vor-)Ruhestand gewählt hätten.
Ausbilden und Weiterbilden
Dass Betriebe auch älteren Beschäftigten Fort- und Weiterbildungen ermöglichen sollten, wenn sie diese binden und halten wollen, liegt auf der Hand. Aber auch bei Ausbildungen könnten Ältere in den Fokus rücken. Es ist heute viel üblicher als früher, dass Menschen sich auch im mittleren und späteren Berufsleben nochmal grundlegend neu orientieren. Betriebe können das unterstützen, indem sie kommunizieren, dass bei ihnen auch Ältere die Chance auf eine Ausbildung haben. So können beispielsweise vorhandene An- und Ungelernte an den Betrieb gebunden oder Quereinsteiger gewonnen werden. Warum nicht einem angelernten Beschäftigten, der seit 15 oder 20 Jahren viel Erfahrung im Betrieb gesammelt hat, auch mit 40 oder 45 noch die Ausbildung zum Landwirt oder zur Landmaschinentechnikerin ermöglichen? Im Kontakt mit zuständigen Ämtern lassen sich Fördermöglichkeiten und Ausbildungserleichterungen ermitteln. Die mit höherem Einkommen verbundene Aufstiegsperspektive motiviert vielleicht, im Betrieb zu bleiben und erlaubt zudem möglicherweise, auf Tätigkeiten zu wechseln, die zur körperlichen Leistungsfähigkeit passen.
Wissenstransfer sicherstellen
Betriebe sind darauf angewiesen, den Transfer von Wissen innerhalb des Betriebes sicher zu stellen. In der Regel ist damit gemeint, das Wissen der Älteren an die Jüngeren zu vermitteln. Das ist wichtig und richtig, aber es kann auch umgekehrt funktionieren: Betriebe können auch dafür Sorgen, dass Jüngere ihr noch frisches Wissen aus Ausbildung und Studium gezielt an die älteren Generationen weitergeben.
Noch mehr Infos und Hinweise in der Kofa-Studie
https://www.kofa.de/daten-und-fakten/studien/aeltere-am-arbeitsmarkt/