Ehemalige Beschäftigte zurückholen
Es ist wie mit so vielen angeblichen „Trends“, die unter mehr oder minder schicken (d)englischen Begriffen auftauchen: Sieht man genauer hin ist die vermeintlich neue Praxis oft genug altbewährt. So auch bei der Wiedereinstellung: in saisonal geprägten Branchen keine neue Erfindung. Gerade die Landwirtschaft hat über das Jahr gesehen sehr unterschiedlichen Arbeitsbedarf. Ebenso wie andere Branchen, bei denen Arbeit überwiegend draußen geleistet wird. Auch im industriellen Sektor ist es nicht unüblich, in Boomphasen den Personalbedarf auch unter den in der vergangenen Krise entlassenen Beschäftigten zu decken. Weniger gebräuchlich ist diese Praxis bei Büroangestellten. Hier gibt es einerseits noch immer lebenslange Karrieren in einem Unternehmen. Und andererseits Jobhopping, auch befeuert durch die Idee, dass wer zu lange an einem Arbeitsplatz bleibt, Karrierechancen verpassen könnte.
Die Wechselbereitschaft von Beschäftigten hat zugenommen, das zeigen etliche Studien. Das hat auch damit zu tun, dass jüngere Beschäftigte oft eine weniger starke Bindung an Arbeitgeber zeigen als früher und für mehr Geld, bessere Benefits oder interessantere Aufgaben bereit sind, die Stelle zu wechseln. Menschen sind zudem mobiler und ziehen aus verschiedenen Gründen öfter um, was in der Regel ebenfalls mit Arbeitgeberwechsel verbunden ist. Und weil der Fachkräftemangel bereits hoch ist und weiter zunehmen dürfte, fällt ihnen das auch viel leichter als früher, als beispielsweise mit einem privat motivierten Umzug in eine andere Stadt häufig die Sorge verbunden war, ob sich dort eine angemessene Beschäftigung finden werde.
Es ist mit der Wiedereinstellung ehemaliger Beschäftigter wie bei der Rückkehr zur oder zum Ex: Man kennt sich mit seinen Stärken und Schwächen. So auch bei der Arbeit – bei ehemaligen Beschäftigten fällt die Einarbeitungsphase meist deutlich kürzer aus oder kann ganz entfallen. Aber: Falls der frühere Arbeitsplatz wieder besetzt wurde und keine vergleichbaren vorhanden sind, müssen auch Ehemalige sich natürlich neu einarbeiten – kennen aber zumindest die Firmenkultur bereits. Aus Beschäftigtensicht bedeutet die Integration in ein bekanntes Team ebenfalls weniger Stress als in eine völlig neue Arbeitsumgebung – vorausgesetzt, das Team war nicht der Grund für den Abschied. Weil auch die Kontaktaufnahme häufig leichter ist – entsprechende Vorsorge vorausgesetzt – bietet Rehiring die Chance auf deutlich niedrigere Recruiting-Kosten. Aber Beschäftigte wie Personalabteilung sollten auch die Risiken nicht aus dem Auge lassen, denn schließlich gab es einen Grund für die Trennung. Lag dieser im Unternehmen, in der Arbeitsleitung oder in Teamproblemen beispielsweise, so ist die Gefahr gegeben, dass die früheren Probleme erneut auftreten. Deshalb kann es sinnvoll sein, auch Rückkehrer den kompletten Recruitingprozess durchlaufen zu lassen, zumindest aber deren ehemalige Kollegen, Kolleginnen und Führungskräfte zu befragen.
Deshalb sind Unternehmen gut beraten, wenn sie die Potenziale ehemaliger Beschäftigter sehr strukturiert zu heben versuchen. Ebenso sollten sich Beschäftigte so einen Schritt gründlich überlegen, sich beispielsweise möglichst gut an die letzten Monate vor dem Ausscheiden und ihre Gründe dafür erinnern. Sonst landet man schnell wieder in Verhältnissen, aus denen man mit gutem Grund sich verabschiedet hat.
Für die Personalabteilung beginnt Rehiring schon beim Ausscheiden, oder noch davor. Wer scheidenden Angestellten ein gutes Angebot macht, kann sie vielleicht halten. Klappt das nicht, sollte man an einem friedlichen und gut strukturierten Abschied arbeiten, das erleichtert Monate oder Jahre später das Wiedersehen. Ein gut strukturierter Offboarding-Prozess hilft hier. Darin sollten die Gründe für das Ausscheiden besprochen werden und mögliche Optionen auf eine Rückkehr. Es ist kein Problem, offen nach einer Bereitschaft dazu zu fragen. Talentpools und/oder Alumni-Angebote helfen dabei, Kontakt zu halten, natürlich muss die datenschutzrechtliche Einwilligung dafür vorliegen. Beschäftigten ist anzuraten, den Kontakt zu ihrem alten Team und zum Unternehmen über Business-Netzwerke zu halten.