Mehr als nur ein bisschen Haushalt
Laut der Studie „Lebens- und Arbeitssituation von Frauen in der Landwirtschaft“ arbeiten mit 70 Prozent die meisten Frauen in der Buchhaltung des Betriebes. Fast ebenso viele, 68 Prozent, kümmern sich als „Springerin“ um alles das, was gerade so anfällt. Aber auch im Stall und auf dem Feld sind viele Frauen zu sehen: 59 Prozent arbeiten in der Tierhaltung, 48 Prozent auf dem Acker. Auffällig: Lediglich 26 Prozent geben an, mit Maschinen zu arbeiten. Für die Studie wurden 7345 Frauen online befragt.
Viele befragte Frauen arbeiten vielfältig: Ein Großteil von ihnen gibt an, in mindestens zwei verschiedenen Bereichen aktiv zu sein, viele arbeiten in drei oder vier verschiedenen. Außerdem sind 60 Prozent zusätzlich ehrenamtlich aktiv. Trotzdem sind Frauen in der Landwirtschaft strukturell benachteiligt, denn nur elf Prozent gehört der Betrieb, in dem sie arbeiten und 18 Prozent sind als Hofnachfolgerin vorgesehen. Damit liegt Deutschland europaweit auf einem der hinteren Plätze. Immerhin gehört 24 Prozent zumindest ein Teil der bewirtschafteten Flächen und Gebäude. Dabei sind 72 Prozent in die strategischen Entscheidungen des Betriebes eingebunden. Und sie tragen die Doppelbelastung, sich auch um den Haushalt (und oft auch noch um die ältere Generation) kümmern zu müssen. Mehr als 80 Prozent der Befragten betreuen den eigenen Haushalt – und das sind nicht nur Ehefrauen von Betriebsinhabern. Auch unter jenen Frauen, die als Betriebsleiterin und/oder Geschäftsführerin eines Hofes an der Umfrage teilgenommen haben, ist die Übernahme hauswirtschaftlicher Tätigkeiten weit verbreitet. Kein Wunder, dass ein Drittel der Befragten ihre Doppelrolle als belastend empfindet.
Seit der letzten bundesweiten Befragung im Jahr 1988 hat sich der Anteil von Frauen, die außerhalb des landwirtschaftlichen Betriebes arbeiten, deutlich erhöht auf nun fast 40 Prozent. Sie arbeiten häufig als Angestellte oder Beamtin, 16 Prozent sind selbstständig. Arbeit jenseits des Betriebes findet oft in Teilzeit statt, nur ein Drittel arbeitet mehr als 30 Wochenstunden auswärts, zehn Prozent weniger als fünf Stunden. Finanzielle Unabhängigkeit und eine eigene Altersvorsorge sind häufig genannte Gründe für die externe Arbeit, aber auch der Wunsch, im erlernten Beruf zu arbeiten und/oder Kontakt zu anderen Menschen zu haben.
Und warum arbeiten so wenige Frauen in den Betrieben mit den dort vorhandenen Maschinen? Laut Thünen-Institut haben vor allem jüngere Teilnehmerinnen der Studie angegeben, zwar technikaffin zu sein, sich aber aus Zeitmangel von den Maschinen fern zu halten. Dies sagen insbesondere solche Frauen, die nicht schon frühzeitig (im elterlichen Betrieb und/oder während der Ausbildung) mit Landtechnik in Kontakt gekommen sind. Konsequenterweise rät das Thünen-Institut dazu, hier durch spezielle Weiterbildungsangebote Frauen im Umgang mit der Agrartechnik zu schulen. Fast die Hälfte (44 Prozent) der Befragten sind in Familien ohne Bezug zur Landwirtschaft aufgewachsen.
Die Ergebnisse der Studie: https://www.studie-frauen-landwirtschaft.de/ergebnisse-und-veroeffentlichungen