Herausforderungen beim Generationenwechsel

Die Nachfolge rechtzeitig und gut zu regeln ist auch für landwirtschaftliche Betriebe eine große Herausforderung. Ein neues Modul und Handout bieten Hilfestellung bei der Bewältigung dieser wichtigen Aufgabe.
Veröffentlicht am 21.06.2023
Herausforderungen beim Generationenwechsel

Täglich rund zehn Bauernhöfe wurden in Deutschland laut statistischem Bundesamt zwischen 2010 und 2020 im Durchschnitt aufgegeben. Bei vielen Betriebsaufgaben dürfte auch die Frage der Hofnachfolge eine Rolle gespielt haben. Laut dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) gab es 2020 rund 228.000 landwirtschaftliche Einzelunternehmen, bei 110.000, also fast der Hälfte von ihnen, war die Betriebsleitung bereits älter als 55 Jahre. Und fast 70.000 hatten bislang noch keine Nachfolgeregel getroffen. Der Übergang von Altbauern auf Nachfolger oder Nachfolgerinnen aus der Familie oder von außen ist ein hochkomplexes Thema. Es erfolgreich zu meistern bedarf einer guten und frühzeitigen Vorbereitung. FiBL hat Ende 2022 eine Präsentation und ein Unterrichtsmodul zu diesem Thema herausgegeben. Beide richten sich eigentlich an Lehrkräfte von landwirtschaftlichen Berufsschulen, können aber auf der FiBL-Webseite frei heruntergeladen werden und auch von Betriebs-Abgebern sinnvoll genutzt werden.

Ganz wichtig ist, den Prozess der Hofnachfolge rechtzeitig einzuleiten. Denn die dazugehörigen Überlegungen gehen tief und können daher lange dauern. Sinnvollerweise sollte der erste Schritt immer sein, die beteiligten Personen zu ermitteln. Ganz oft sind das mehr als nur Abgeber und Übernehmer. Möglicherweise gibt es weichende Erben – meist Geschwister, die den Hof nicht übernehmen wollen, aber einen Erbanspruch haben. Angestellte, die Großelterngeneration, Ver-/Pächter oder andere externe Personen und Institutionen haben möglicherweise rechtliche Ansprüche (Wohnrecht, Finanzierung, Arbeits- und Vertragsrecht) oder einfach nur Erwartungen und Interessen. Es ist sinnvoll, die involvierte Personengruppe möglichst früh und vollständig zusammenzutragen. Dabei sollte auch gleich die Kommunikation mit diesen Personen gesucht werden, anstatt nur mit eigenen Annahmen über deren Wünsche und Rechte zu agieren – Annahmen dürften nur selten mit der Realität übereinstimmen.

Ein früher Beginn des Prozesses ist auch hilfreich bei der Ermittlung des individuell optimalen Zeitpunktes. Das muss nämlich nicht zwangsläufig der Renteneintritt der bisherigen Betriebsführer sein, sondern kann aus gesundheitlichen oder persönlichen Gründen auch früher oder später sinnvoll sein. Anlässe können beispielsweise anstehende große Investitionen sein, für die besser eine neue Leitungsgeneration verantwortlich sein sollte oder der Ausbildungsabschluss von Übernehmern. Frühzeitig zu planen ist auch deshalb sinnvoll, weil die Suche nach guten externen Übernehmern und deren Kennenlernen aufwändig sein kann, wenn keine Kinder da sind oder diese andere Pläne haben.

Die Präsentation vom FiBL stellt die genannten Punkte, Schritte und viele weitere zu klärende Fragen auf 20 kompakten Seiten übersichtlich und gut verständlich dar. Sie benennt auch mögliche Unterstützung und stellt in zwei kurzen Steckbriefen gelungene Nachfolgen vor. Das zugehörige Handout mit ebenfalls 20 Seiten richtet sich zwar in erster Linie an Lehrkräfte in Berufsschulen und bietet neben vertiefenden Informationen und vielen Quellen vor allem Arbeitsblätter mit Fallbeispielen. Aber auch diese können bei der Klärung eigener Probleme durchaus hilfreich eingesetzt werden. Und die vielen Informationsquellen sind definitiv eine gute Zusammenstellung für die weitere Beschäftigung mit dem Thema. Und wer noch mehr in die Tiefe gehen will, wird sicherlich auf der Themenseite Hofnachfolge der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung fündig.

 

Die Präsentation https://www.fibl.org/fileadmin/documents/shop/1668-erfolgreiche-hofnachfolge.pptx

Das Handout https://www.fibl.org/fileadmin/documents/shop/1668-erfolgreiche-hofnachfolge.pdf

Themenseite bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) https://www.praxis-agrar.de/betrieb/betriebsfuehrung/hofuebergabe