Alle zurück ins Büro?

Was wird aus dem Homeoffice? Beschäftigte und Betriebe haben sich daran gewöhnt, so scheint es, dennoch wird über die Rückkehr ins Büro diskutiert. Die deutschen Betriebe habe eine eindeutige Meinung zu den Auswirkungen auf die Produktivität.
Veröffentlicht am 02.02.2024
Alle zurück ins Büro?

Rund 9000 Unternehmen in Deutschland hat das ifo – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München befragt. Die deutliche Mehrheit von ihnen glaubt, dass eine Rückkehr der Beschäftigten ins Büro keine Auswirkungen auf die Produktivität hat: Fast zwei Drittel (60,1%) glaubt, sie bleibt gleich. Laut der Befragung denkt ein knappes Drittel (31,6%), die vollständige Rückkehr ins Büro werde die Produktivität erhöhen, 8,3 Prozent glauben, sie werde sinken. „Die mehrheitlich positiven Erfahrungen mit der Produktivität sind ein wichtiger Grund, warum sich das Homeoffice in vielen deutschen Unternehmen etabliert hat“, sagt ifo-Forscher Mathias Dolls.

Die Minderheit, die mit einer zurückgehenden Produktivität rechnet, ist zwar nicht groß. Aber diese Betriebe erwarten Einbußen von fünf bis teilweise sogar zwanzig Prozent, wenn ihre Beschäftigten wieder vollständig im Büro arbeiten. Diese Firmen sehen als Vorteile im Homeoffice flexiblere Arbeitszeiten, weniger Ablenkung, höhere Zufriedenheit und bessere Work-Life-Balance ihrer Angestellten. Jene Firmen, die mit steigender Produktivität bei Rückkehr ins Büro rechnen, nennen als wichtigste Gründe effizientere Abstimmung und Kommunikation, mehr Wissensaustausch, weniger Ablenkung oder einfacheres Management ihrer Teams im Büro.

In der Praxis haben sich sehr oft Mischmodelle durchgesetzt. Laut einer Umfrage der Zeitung „Handelsblatt“ unter den DAX-Unternehmen haben dort zwei Drittel der Konzerne Richtlinien, die wöchentliche oder monatliche Obergrenzen für das mobile Arbeiten vorgeben. Andere machen umgekehrt Vorgaben, wie oft die Beschäftigten mindestens ins Büro kommen müssen. Teilweise werden unterschiedliche hohe Quoten vorgegeben, je nach Funktion. Laut Handelsblatt hält Johanna Bath, Professorin für Finanzen und Strategie an der ESB Business School in Reutlingen, starre Vorgaben aber für den falschen Weg und rät Unternehmen dazu, sich am Bedarf zu orientieren.

Und die Beschäftigten? Glaubt man verschiedenen Business-Blogs und Webseiten, so verbreitet sich ein stiller Protest gegen den Zwang zur Büroarbeit, der natürlich sofort ein modern klingendes, englisches Label verpasst bekommen hat: Coffee Badging. Darunter sei zu verstehen, wenn Beschäftigte sich letztlich nur zum Kaffetrinken und für den geselligen Umgang mit ihren Kolleginnen und Kollegen ins Büro begeben. So kommen Sie ihrer Präsenzpflicht nach und zeigen zugleich ihre sozialen Kompetenzen beim kollegialen Austausch. Beides ist sicherlich wichtig, aber nur für ein Käffchen ins Büro zu kommen, wirkt gleichzeitig völlig absurd. Ein US-Anbieter von Kollaborationslösungen hat 2000 deutsche Beschäftigte zu dem Thema befragt und behauptet, knapp 40 Prozent würden sich bereits so verhalten. Demnach wollen auch ein Drittel nach einem neuen Job Ausschau halten und sieben Prozent sogar sofort kündigen, sollte ihr Arbeitgeber sie zurück ins Büro zwingen.

Diese Umfrage mag vielleicht auch davon getrieben sein, dass ihr Ergebnis gut zum Produktangebot des Auftraggebers passt, aber als Anlass zum Nachdenken mag sie dennoch gut sein. Viele Beschäftigte sehen nun seit mehreren Jahren, dass sie ganz oder teilweise im Homeoffice arbeiten können, ohne dass es nennenswerte Probleme gibt. Die Vorteile liegen zugleich auf der Hand und sind ihnen nun ebenfalls sehr vertraut. Unternehmen und Führungskräfte, die sich wieder mehr Präsenz im Büro wünschen, sollten also ihre Belegschaften zumindest einbinden in diese Pläne, um keine unerwünschten Trotz-Reaktionen oder gar Schlimmeres wie das Abwandern wertvoller Fachkräfte zu riskieren.