Welche Fragen sollen Bewerber im Vorstellungsgespräch stellen?

„Haben Sie noch Fragen an uns/an mich?“ – so oder so ähnlich wird oft der Teil eingeleitet, in dem Bewerber und Bewerberinnen für eine Stelle in Agrarbetrieben Gelegenheit zum Fragen bekommen. Es ist sinnvoll, sich darauf gut vorzubereiten. Denn die Aufforderung ist nicht so unkompliziert, wie sie auf den ersten Blick aussehen mag. Denn natürlich geht es aus Sicht des Agrarunternehmens auch jetzt darum, Bewerberin oder Bewerber zu prüfen und zu beurteilen. Die gestellten Fragen sind dafür ein weiteres Werkzeug. Wer schlechte oder undurchdachte Fragen stellt, zeigt damit mangelnde Vorbereitung oder negative Eigenschaften. Deshalb hier zunächst eine Liste mit den wichtigsten No-Gos:
Grundsätzlich gilt: Keine Fragen stellen, die mit einem schlichten Ja oder Nein beantwortet werden können. Damit erfahren Sie nichts oder nur sehr wenig und hinterlassen einen wenig kreativen und klugen Eindruck.
- Trotz Vorbereitung keine stereotypen Fragen: Fragen sollten einen Bezug zum vorherigen Gespräch haben und auf keinen Fall auswendig gelernt klingen.
- Fragen Sie nicht nach Selbstverständlichkeiten, denn das zeigt, mangelnde oder zu geringe Vorbereitung, mangelndes Interesse und Engagement. Die Killerfrage wäre: „Was macht das Unternehmen“. Sie können und sollen Rückfragen um Unternehmen stellen, sollten dabei aber demonstrieren, dass Sie sich mit Ihrem möglichen künftigen Arbeitgeber beschäftigt haben. Beispiel: „Im Wettbewerb mit Traktor24 liegt Ihr Unternehmen Kopf an Kopf, liest man häufig. Mit welcher Strategie wollen Sie Traktor24 hinter sich lassen?“
- Vorsicht bei Fragen nach der eigenen Karriere: Das Unternehmen sucht Nachwuchs für die derzeit freie (frei werdende) Stelle. Natürlich freuen sich Betriebe über Beschäftigte, die Karriere machen wollen. Aber eine entsprechende Frage sollte nicht den Eindruck erzeugen, dass sie sich nur auf diese Stelle bewerben, um möglichst schnell wieder weg zu kommen. Fragen Sie also nicht, wie schnell sie aufsteigen oder Karriere machen oder sich verändern können. Fragen Sie besser danach, wie das Unternehmen seiner Belegschaft dabei hilft, ihr volles Potenzial auszuschöpfen oder ähnlich.
- Ebenso sollten Fragen nach Gehalt und ähnlichen Themen vorsichtig gestellt werden. Natürlich dürfen, können und sollten Sie nach dem Gehalt fragen, alles andere wäre seltsam. Aber es wirkt rasch negativ, wenn Sie sich zu sehr für dessen Steigerung interessieren. Das Unternehmen sucht jemanden, der für seinen Job brennt, diesen gerne gut erledigen und dafür auch gut bezahlt werden will – nicht nach jemandem, der möglichst schnell möglichst viel Geld herausholen will und nur dafür das tut, was erwartet wird.
Fragen und Themen, die Sie im Vorstellungsgespräch ansprechen sollten
- Fragen Sie nach den konkreten Erwartungen, die mit der Stelle verbunden sind, nach Projekten, die zuerst erledigt werden sollen und nach dem Ziel oder Maßstab, an denen Ihr Team / Ihre Führungskraft Sie messen wird.
- Fragen Sie nach dem Team, dem sie künftig angehören werden. Zum Beispiel, welche Herausforderungen gerade anstehen, welche Fähigkeiten fehlen, welche Ziele die nächsten sind oder welche Traditionen gepflegt werden.
- Fragen Sie nach Aufgaben, Herausforderungen, Plänen und/oder Zielen, die das Unternehmen beschäftigen.
- Zur Unternehmenskultur können Sie beispielsweise nach der Fehlerkultur fragen, der Einarbeitung, den Entscheidungsstrukturen oder auch, wie sich dieses Unternehmen vom Wettbewerb unterscheidet.
- Fragen zur persönlichen Weiterentwicklung können Sie so stellen, dass Sie sich allgemein nach der Karriere-, Förder- und Weiterbildungskultur im Betrieb erkundigen.
- Sie können auch nach Ihrem/Ihrer Vorgänger/in fragen, also beispielsweise, wie lange diese Person auf der Stelle war, warum die Stelle neu besetzt wird, was Ihr Vorgänger besonders gut gemacht hat oder was Sie anders machen sollten als Ihre Vorgängerin.
- Wenn Sie besonders Ihr Engagement betonen wollen, können Sie danach fragen, ob und wie Sie sich im Vorfeld auf Ihre künftigen Aufgaben vorbereiten können.
- Interesse und aktives Handeln zeigen Sie auch, wenn Sie sich angemessen nach dem weiteren Fortgang im Auswahlverfahren erkundigen. „Bekomme ich die Stelle?“ wäre dafür nicht geeignet, „Welche Schritte sind im Einstellungs- (Bewerbungs-)prozess denn nun die nächsten?“ ist schon viel besser.