Ausbildung zum Bodenpraktiker

Er ist die Grundlage jeder Form der Landwirtschaft, und doch für einen großen Teil der Agrarwirtschaft ein unbekanntes Wesen: der Boden unter unseren Füßen. Die Bioland-Stiftung und der Bundesverband der Maschinenringe wollen das ändern.
Veröffentlicht am 22.08.2023
Ausbildung zum Bodenpraktiker

Seien wir ehrlich: Selbst bei vielen Landwirten und Landwirtinnen ist das traditionelle Wissen über den Boden gesunken oder verloren. Jahrzehnte der Hochleistungslandwirtschaft und die Produkte der Düngemittelindustrie haben bei vielen Menschen dazu geführt, den Boden als eine Art Substrat anzusehen, in den die passenden Mittel in ausreichender Menge zum rechten Zeitpunkt geschüttet werden, und dann wachsen Getreide, Rüben oder Weidegräser.

Dabei ist die Materie äußerst komplex: In einer Handvoll gutem Boden mit hohem Humusanteil können Milliarden Lebewesen vorkommen. Aber gute Böden werden immer rarer – und daran ist nicht nur die rasante Flächenversiegelung schuld, sondern eben auch so manche Bewirtschaftungsweise. Laut Thünen-Institut lag der Humusgehalt in Böden vor deren Bewirtschaftung durch den Menschen bei bis zu 30 Prozent. Heute dagegen sind in Wiesen im Schnitt noch 8 Prozent Humus vorhanden, in Ackerböden gar nur noch 2 Prozent.

Praxisnahe Vermittlung und intensiver Austausch

Damit das Wissen um gute Böden sich wieder verbreitet und Landwirt:innen ihren Ackerboden und ihre Wiesen besser schützen können, bildet die Bioland-Stiftung in Kooperation mit dem Bundesverband der Maschinenringe Bodenpraktiker aus. Im Juli dieses Jahres wurden die ersten drei Bodenpraktiker-Kurse abgeschlossen. 50 Landwirte und Landwirtinnen aus konventionell und biologisch wirtschaftenden Betrieben haben teilgenommen.

In der Kooperation kommen die Inhalte und das Programm von der Initiative Boden.Bildung der Bioland-Stiftung. Die Maschinenringe kümmern sich um die Organisation. Den beiden Partnern ist es wichtig, dass in den Kursen Methoden praxisnah vermittelt werden und ein intensiver Austausch zwischen den Teilnehmern und Teilnehmerinnen stattfindet.

Ziel der Kurse ist die Wissensvermittlung zur Förderung von Bodenleben und Bodenfruchtbarkeit vor dem Hintergrund, dass gesunde und lebendige Böden auch eine wichtige Grundlage sind, um Herausforderungen wie Dürre oder Starkregen zu meistern. Deshalb geht es in den Kursen um sehr praktische Themen wie etwa die Spatenprobe und andere Methoden zur Untersuchung des Bodens und der Ermittlung seines Zustands – oder um Techniken der Minimalbodenbearbeitung und den Einsatz von Reifendruckregelanlagen.

Kurs in vier Modulen samt Projektarbeit

Die Initiative Boden.Bildung bietet ihren einjährigen Bodenpraktikerkurs in vier Modulen an. Diese bestehen aus neun Praxistagen, ergänzt durch Online-Seminare. In den Modulen geht es zuerst darum, sich dem Thema Boden unter kulturellen und gesellschaftlichen Perspektiven zu nähern. Es folgt die physikalische, chemische und biologische Betrachtung samt Nährstoffdynamik und Bodenanalyse. Im dritten Modul geht es um die Bewirtschaftungspraxis beim Bearbeiten, Bepflanzen oder Düngen. Dazu gehören auch Betriebsbesuche. Das vierte Modul widmet sich schließlich den Maßnahmen zur Bodenverbesserung – samt Projektarbeit im eigenen Betrieb und Austausch über deren Ergebnisse.

Die Weiterbildung richtet sich auch an Berater:innen und wird in den verschiedenen Regionen an die dortigen Schwerpunkte wie etwa Gemüseanbau oder Dauerkulturen angepasst. Bei der Akademie der Maschinenringe gibt es auch über die Bodenpraktiker-Kurse hinaus Fortbildungen zum Thema – wie beispielsweise nach eigener Zeiteinteilung am heimischen PC zu absolvierende Seminare zur Bodenfruchtbarkeit, zur zeitgemäßen Beikrautregulierung oder zu Pflanzennährstoffen. Im Herbst starten an zwei Terminen praxisorientierte Weiterbildungen zum Bodenlotsen, die zu 100 Prozent vom ESF Bayern gefördert werden.

www.maschinenring.de/boden
www.bodenbildung.org
www.ig-gesunder-boden.de