Zeit für was Neues: Wann ist ein Jobwechsel angezeigt?
Von der Schweinezucht die Nase voll? Sie können keine Tiere mehr sehen und es ist Zeit für Gemüseanbau? Den gesamten Betrieb auf Bio umstellen, da sind die Perspektiven besser? Von der Erzeugerseite zum Agrarhandel wechseln? Warum nicht auf erneuerbare Energieerzeugung durch Windkraft, Freiflächen-Solaranlagen oder Biomasse umsteigen statt der geringen Margen aus der Erzeugung? Es gibt viele Möglichkeiten und wer heute im Agro-Geschäft tätig ist, ist natürlich längst nicht mehr so fest an die heimatliche Scholle gebunden wie es vielleicht die Eltern oder Großeltern noch waren. Aber wie kann man erkennen, dass es Zeit ist für einen Jobwechsel? Kein Hexenwerk, es gibt einige klare Anzeichen.
Wie erzählen Sie von der Arbeit?
Aber zuvor muss deutlich gesagt werden: Keine Impulsivhandlungen. Den nervigen Kollegen und dem ungeliebten Chef einfach mal die Brocken hinwerfen mag eine verlockende Idee sein, wenn die Arbeit gerade nur für Frust sorgt. Aber es ist keine sinnvolle Strategie. Denn in seiner Karriere sollte man sich nicht so verhalten wie das Rindvieh auf der Weide, das grundsätzlich das Gras auf der anderen Seite des Zaunes für schmackhafter hält als auf der eigenen. Zwar raten manche Karriere-Coaches und Personalberater zum regelmäßigen Wechsel – aber Vorsicht, sie haben ihre eigene Motivation und es ist ein schmaler Grat zwischen dem dynamisch-flexiblen Jung-Manager und dem unsteten Job-Hopper. Wer aber dauerhaft und in großem Stile unzufrieden ist, der sollte das als Anlass nehmen, sich mit der eigenen Position zu beschäftigen. Denn nicht nur Überforderung und Stress im Job können krank machen, sondern auch Unterforderung und Frustration. Selbst wer für das Leben arbeitet statt für die Arbeit zu leben und also seine Erfüllung nicht in erster Linie zwischen 8 und 17 Uhr findet, sollte zumindest leidlich zufrieden mit der Arbeit sein. Andernfalls wird sich das irgendwann negativ auf die Arbeitsleistung auswirken und möglicherweise dazu führen, dass der Arbeitgeber für einen selbst die Entscheidung trifft. Ein guter Weg zur Ersteinschätzung: Wie erzählen sie anderen Menschen von ihrer Arbeit? Wie denken Sie an den bevorstehenden Arbeitstag oder die kommende Arbeitswoche? Fallen diese Prüfungen nicht nur einmalig oder selten, sondern regelmäßig negativ aus, dann ist es Zeit für eine Analyse: Soll ich bleiben oder soll ich gehen?
Erst die Selbstanalyse, dann die Veränderung
Werfen Sie zunächst einen Blick auf sich selbst. Welche persönlichen Stärken und Schwächen haben Sie aktuell, welche Erfahrungen in dieser Hinsicht haben Sie in der Vergangenheit gemacht und bei welchen Aufgaben fühlen Sie sich so richtig sauwohl? Erinnern Sie sich im nächsten Schritt daran, warum Sie den aktuellen Job begonnen haben: Warum haben Sie sich beworben, was haben Sie sich davon versprochen? Dann sollten Sie als nächstes die vorigen Erkenntnisse mit Ihrer aktuellen Situation abgleichen. Gibt es große Diskrepanzen, so ist das ein Zeichen dafür, dass Sie sich nach neuen Aufgaben umsehen sollten. Ist das nicht der Fall, dann liegen die Gründe ihrer Unzufriedenheit vielleicht gar nicht im beruflichen Feld, sondern woanders. Glauben Sie noch immer, dass der Job Sie unzufrieden macht, dann analysieren Sie diesen genauer. Betrachten Sie die einzelnen Elemente: Chef, Kunden, Kollegen, Aufgaben, Konditionen – In welchem Bereich hakt es, was ist in Ordnung. Schließen Sie die Selbstanalyse ab mit der offenen Frage: Wenn ich ganz frei entscheiden könnte, ohne Rücksicht auf Familie, Finanzen, Karriere, was würde ich dann tun.
Die häufigsten Gründe für einen Jobwechsel
- Wunsch nach neuen Herausforderungen
- zu enge Entwicklungsperspektive im Unternehmen
- zu wenig Wertschätzung der eigenen Leistung
- zu hoher Arbeitsdruck
- Unzufriedenheit mit weiteren Konditionen (Überstunden/Freizeitausgleich, Anfahrt, Geschäftsprozesse und -strukturen)
- die lieben Kollegen und Kolleginnen, die einen nicht leiden können oder die man selbst nicht leiden kann
Ein Sonderfall sind wirtschaftliche Schwierigkeiten des Unternehmens – wenn Sie diese sehen und annehmen, dass die nicht nur vorübergehend sind und möglicherweise sogar existenzbedrohend, dann ist es natürlich nicht sinnvoll, zu warten, bis die Firma in den Brunnen gefallen ist. Als Grund für einen Jobwechsel ist das aber ein eher fremdbestimmtes Motiv – ebenso wie im positiven Fall die absolut perfekt auf mich passende Stelle, mit hoher Dotierung beim Shooting-Star der Branche. Manchmal läuft einem so ein Angebot über den Weg, zu dem man kaum „Nein“ sagen kann. Aber die Regel ist es nicht.
Alternativen zur Kündigung
Jetzt sollten Sie eine profunde Bestandsaufnahme gemacht und vielleicht auch verschriftlicht haben. Wenn Sie Veränderungsbedarf festgestellt haben, dann ist auch jetzt noch nicht die Kündigung der nächste Schritt, sondern die Frage: Was kann ich ändern und wie? Ein Jobwechsel ist nicht die einzige Option, die Sie haben. Vielleicht ist ein Sabbatical angesagt oder eine Reduktion der Arbeitszeit, um mehr Zeit für Familie oder Hobby zu haben? Sehen Sie Möglichkeiten, innerhalb des Unternehmens zu wechseln, vielleicht gar verbunden mit neuen Karriereperspektiven? Falls diese Möglichkeiten infrage kommen, sollten Sie als erstes den Kontakt zu Vorgesetzten oder sonstigen relevanten Stellen im Unternehmen suchen (z.B. Betriebsrat oder Personalabteilung zur Beratung).
Wie oft wechseln?
Aber wenn Veränderung im bestehenden Rahmen nicht möglich ist oder nicht Ihren in der Analyse festgestellten Bedürfnissen entspricht, dann sollte Sie sich nach einem neuen Arbeitsplatz umsehen. Aktuell gilt gerade in den frühen Jahren einer Karriere das Durchlaufen verschiedener Stationen bei verschiedenen Unternehmen als Standard und es stimmt ja auch: Wer immer mal eine neue Aufgabe annimmt, macht auch neue Erfahrungen. So wie Handwerksgesellen früher auf die Walz gingen. Aber bedenken Sie: Wer in 40 Karrierejahren alle drei Jahre die Stelle wechselt, wird es auf 13 Berufsstationen bringen – das ist unsinnig. Eine Online-Befragung von 2000 deutschen Beschäftigten im Jahr 2016 hat einen Durchschnitt von 5 verschiedenen Stellen in 40 Jahren gebracht, das wären acht Jahre bei einer Firma – schon realistischer. Ideal: Als Berufseinsteiger öfter mal wechseln, aber nur in gut begründeten Fällen allzu deutlich von der 3-Jahres-Empfehlung abweichen. In den mittleren und späten Jahren dann aber stärker auf Kontinuität setzen.