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Keine Angst vor dem Chef!

Hilfe, mein Chef hat mich zum Mitarbeitergespräch bestellt! Diese Sorge ist meist unbegründet, in der Regel handelt es sich um einen Routine-Termin. Etwas Vorbereitung ist aber für Beschäftigte empfehlenswert. Dann fällt es leichter, das Mitarbeitergespräch für die eigenen Ziele zu nutzen.
Veröffentlicht am 13.06.2024
Keine Angst vor dem Chef!

In vielen Unternehmen sind sie Standard: Mitarbeitergespräche, auch Feedback- oder Jahresgespräch genannt. Führungskräfte laden ihre Teammitglieder dazu ein, Dauer meist zwischen 30 und 60 Minuten. Ein Gespräch pro Jahr ist ein häufiger Rhythmus, manchmal öfter, manchmal anlassbezogen (Ende Probezeit, Rückkehr nach längerer Abwesenheit, Konflikte, Beförderung, Karriereentwicklung, Gehaltsverhandlung). In produzierenden Agrarbetrieben finden die Gespräche häufig statt, wenn es im Betrieb ruhiger zugeht. In Standardsituationen ist so ein Gespräch eines unter vier Augen, die Hinzuziehung Dritter kann in Tarifverträgen oder nach üblicher betrieblicher Praxis geregelt sein. Das klassische Mitarbeitergespräch sollte informellen Charakter haben, weshalb dessen Dokumentation nur bei den beiden Beteiligten verbleiben soll, nicht in der Personalakte. Geht es um wirklich problematische Themen, muss der Arbeitgeber rechtssichere Wege beschreiten, solche Treffen haben einen anderen Charakter. Trotzdem macht sich oft Besorgnis breit, wenn der Termin ansteht. Eine gute Vorbereitung hilft dabei, möglichst viel für sich selbst aus so einem Gespräch heraus zu holen.

Es gibt einen klassischen Ablauf für das Mitarbeitergespräch: Der oder die Vorgesetzte startet mit der Darstellung der Themen und Gesprächsziele, die aber meist auch schon bei der Terminvereinbarung mitgeteilt werden. Es folgt sehr oft ein Rückblick, in dem beide Seiten ihre Sicht auf die jüngste Vergangenheit und/oder das konkrete Thema schildern. Er schließt meist mit einer Anerkennung der Arbeitsleistung ab (informelle Mitarbeiterbeurteilung). Dann wendet sich das Gespräch der Zukunft zu, die Führungskraft formuliert Erwartungen, Beschäftigte ihre Wünsche für die künftige Arbeit. Falls nötig werden Zwischenschritte vereinbart, bevor mit einer (beidseitigen) Zusammenfassung und nötigenfalls der Vereinbarung eines weiteren Termins oder weiterer Schritte das Ende erreicht ist. Natürlich kann es Abweichungen geben, aber sehr häufig läuft es ungefähr so ab.

Beschäftigte, die ein Mitarbeitergespräch nicht als lästige Pflicht wahrnehmen, sondern sich gezielt darauf vorbereiten, können profitieren. Insbesondere wenn es um Rück- und Ausblick geht und um Erwartungen sowie Ziele lassen sich hier eigene Vorstellungen und Wünsche formulieren. Das fällt leichter, wenn man sich schon im Vorfeld seine eigenen Leistungen vergegenwärtigt hat. Tipp: Ein Perspektivwechsel kann dabei helfen – versetzen Sie sich in die Rolle des Chefs oder der Chefin und überlegen Sie sich auch, wie Team oder Betrieb gerade dastehen, zu welchen Erfolgen Sie beigetragen haben und für welche Probleme Sie Lösungsideen haben. Beschäftigte sollten sich im Vorfeld des Mitarbeitergesprächs auch klar machen, was sie sich für ihre persönliche Zukunft im Betrieb wünschen, was schlecht gelaufen ist oder künftig besser klappen könnte. Es schadet nicht, seine Argumente stichpunktartig festzuhalten, ebenso passende Daten und Fakten. Das Mitarbeitergespräch ist ein guter Zeitpunkt, Wünsche und Vorschläge zu formulieren, denn der oder die Vorgesetzte ist dann empfänglicher als im Vorübergehen auf dem Flur oder in der Teeküche. Und ja, das Mitarbeitergespräch ist ein guter Platz für Kritik. Gute Führungskräfte wissen, dass nie alles perfekt läuft und so etwas anzusprechen – ohne andere zu kritisieren oder gar zu denunzieren – zeigt, dass man sich für seine Arbeit engagiert. Wenn in der Folge Missstände abgestellt werden, verbessert sich auch das eigene Arbeitsumfeld. Und ärgern Sie sich nicht, wenn von Ihrer Führungskraft auch etwas kritisches kommt: Der eher informelle Rahmen bietet die Gelegenheit zu frühzeitiger Korrektur und zum Ausräumen von Problemen, bevor diese zu groß werden um sie noch schadlos vom Tisch zu bekommen. Gute Führungskräfte äußern Kritik nicht, um Ihnen „einen reinzuwürgen“, sondern um die Gelegenheit zu eröffnen, sich zu verbessern, bevor es zu echten Problemen kommt.