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Mit emotionaler Kompetenz lässt sich die Teamperformance steigern

Im betrieblichen Alltag spielen Emotionen eine Rolle, und zwar auch die negativen. Führungskräfte, die das berücksichtigen, können ihre Teams auch in der Agrarwirtschaft „auf neue Level“ bringen, sagt eine Studie.
Veröffentlicht am 17.06.2024
Mit emotionaler Kompetenz lässt sich die Teamperformance steigern

Wenn in der Entwicklungsabteilung eines Landtechnik-Herstellers ein Zeitplan gerissen wird, wenn ein Team beim Agrarhändler seine Zielvorgaben verpasst oder wenn ein Kunde im Direktvermarktungsladen pampig reagiert – in solchen und vielen anderen Situationen kommen schnell negative Gefühle hoch. Egal wie professionell wir zu Werke gehen – die Emotionen bleiben bei Arbeitsbeginn nicht an der Eingangstür zurück, um dort bis Feierabend auf uns zu warten. Natürlich, das kennt jede und jeder, erleben wir auch auf der Arbeit Gefühle. Deshalb ist es für Führungskräfte sinnvoll, an ihrer emotionalen Kompetenz zu arbeiten. Und insbesondere die negativen Emotionen sollten dabei nicht vernachlässigt werden.

Kristina Schinz hat für ihre Master-Thesis an der Quadriga Hochschule Berlin die Studie „Effekte und Steuerungsmöglichkeiten von negativen Emotionen in der Führungsarbeit“ erstellt. Dafür hat sie mit über 200 Personen „Zusammenhänge zwischen emotionalem Erleben, emotionaler Kompetenz, psychologischer Sicherheit und High Performance im Team untersucht“, wie Schinz in einem Beitrag schreibt.

Mit interessanten Ergebnissen: So bewerteten ihre Teilnehmenden beispielsweise die psychologische Sicherheit und die Performance im Team umso niedriger, je häufiger negative Emotionen auftraten. Zudem scheint sie Belege dafür gefunden zu haben, dass eine Offenheit im Team für negative Emotionen und eine Unterstützung der Führungskraft bei deren Bewältigung die Einschätzung von Performance und psychologischer Sicherheit im Team verbessern. Zudem berichteten Menschen, die in den zurückliegenden zwölf Monaten eine Auszeichnung für besondere Leistungen erhalten hatten, seltener von negativen Emotionen und schätzten die Offenheit im Team und die Unterstützung durch die Führungskraft als höher ein. Umgekehrt berichteten Frauen häufiger von negativen Emotionen als Männer. Und Führungskräfte überschätzen offensichtlich die von ihnen erbrachte Unterstützung beim Auftreten negativer Emotionen.

Angesichts dieser Erkenntnisse liegt es auf der Hand, dass Führungskräfte das Thema näher in den Blick nehmen sollten. Laut Schinz können Führungskräfte, die emotionale Kompetenzen stärken und ihren Teammitgliedern Unterstützung und Hilfe in emotionalen Situationen geben, Chancengleichheit und Leistung des Teams fördern. Das ist letztlich ganz logisch, denn es ist schon länger klar, dass das Leitbild des immer und stets rational entscheidenden Homo Oeconomicus nicht der Realität entspricht. Auch im beruflichen Umfeld lassen sich die Menschen eben nicht nur von ihrem Verstand leiten und treffen rationale Entscheidungen, sondern sind emotional beeinflussbar. Eigentlich weiß das ja auch jeder, der schon mal in eine Bürointrige verstrickt war oder Mobbing beobachtet hat oder mit einem „schlechten Gefühl“ nach einer Entscheidung oder einer Besprechung zurück blieb. Psychologisch gesehen ist längst klar, dass wir unsere Entscheidungen und Bewertungen neben der Vernunft eben auch auf Psyche und Emotion stützen. Es gibt Forscher und Forscherinnen, die behaupten, ein freier Wille existiere gar nicht. Schinz geht sogar so weit, Emotionen als „Superkraft“ für Führungskräfte zu beschreiben, die mittels emotionaler Kompetenz in der Führungsarbeit ihre Teams auf neue Levels bringen könnten.